
Beim stöbern in japanischen Buchläden bin ich auf ein paar Bücher zum Thema „Rollcake“ aufmerksam geworden.
Rollcake – also Bisquit- war schon immer etwas, was ich gerne gebacken habe, allerdings ist mir der deutsche viel zu trocken und ich hatte immer irgendetwas daran auszusetzen.
Schon beim Blick ins Buch fiel mir auf, dass der Bisquit eine ganz andere Konsistenz haben musste als der, den ich kenne… und so beschloss ich (wieder einmal) eine Experimentierrunde einzulegen…
Garnichtmal so einfach wie sich rausstellte, denn nachdem ich eines der Bücher gekauft hatte und einen ersten Blick hineinwarf, musste ich feststellen, dass japanische Backblechgrößen nicht gleich deutsche Backblechgrößen sind!
Das erforderliche Blech maß grade einmal 25x25cm!!
Amazon wurde zu Rate gezogen.
Aber in Deutschland bekommt man ein Blech in dieser Größe garnicht! Und Bisquit im Backrahmen backen war auch keine so verlockende Idee.
Also auf auf und nach dem passenden Blech in Japan suchen… nur wo?! Im Supermarkt? Fehlanzeige. Im Baumarkt mit riesen Kochabteilung? Fehlanzeige. Irgendwann hat es mir dann gereicht und wir sind zu Tokyuhands gewatschelt – und siehe da…. ein Backblech ward gefunden!!! 25x25cm klein. Quasi perfekt für die Handtasche!
Leider hatten die keine passenden Silikonbackmatten mehr dafür, aber die holen wir uns dann irgendwann mal über Amazon denke ich.. oder bleiben einfach beim guten alten Backpapier^^
Zurück in Deutschland hat es nach dem Umzug eine Weile gedauert, biss ich wieder den Kopf zum backen frei hatte.
Aber dann kam er. Der Moment. Eine Schulparty mit Kuchenbuffet und der Bitte an alle Eltern doch einen kleinen Kuchen mitzubringen. Klein? Kuchen? *auf meine Backformsammlung mit normal deutschen Größen schiel*
Mal ehrlich – deutsche Backrezepte sind doch irgendwie nur auf Masse ausgelegt! Wie zur Hölle soll eine normale Familie so ein Ungetüm von deuschem Bisquit vertilgen?! Wie einen ganzen Käsekuchen essen?
In Japan war ich daher überrascht und musste erstmal lernen, dass es auch klein geht, und dass man Kleinigkeiten ja auch viel mehr genießt, weil es ebend nicht Massenhaft davon gibt.. bestes Beispiel Wagashi – aber ich schweife schon wieder ab…
Das kleine Backblech schlich sich wieder in meine Erinnerung und dann war es soweit – der Moment, an dem die Entscheidung für den Rollcake fiel.
Schulfest = viele Kinder. Was mögen Kinder gerne? Klar, Wassermelone!
Also fix das Muster herauskopiert und ans Werk.
Eier aufschlagen, Teig anrühren, Eiweiß steif schlagen, Teig einfärben, Teig vermischen, Muster malen, backen, Teig aufs Backblech, backen – fertig.
Oder so.
An diesem Punkt ist mir zum ersten Mal wirklich klar geworden, wo die Geheimnisse von super fluffigem Bisquit stecken!
Öl und Liebe sind das Geheimnis! ^^
Man trennt ja Eigelb und Eiweiß voneinander. Das hat zwei Gründe: erstens wird das Eiweiß nicht fest, wenn die Fettpartikel des Eigelbs sich daruntermischen, und zweitens ist das Fett im Eigelb dazu in der Lage, Luft zu binden.

Hier also meine Geheimnisse für den perfekten Bisquit:
1)
Die Eigelbe per Hand (!) cremig aufschlagen bis sie weißlich werden und man gut die Luftblasen sehen kann. Dann erst Zucker dazugeben und sobalt der fertig untergeschlagen ist, Wasser/Milch mit hinein. Kräftig per Hand weiterschlagen und nun das Öl eintröpfeln lassen als würde man Mayo machen. Das zusätzliche Fett im Öl bindet nochmal extra Luft, also gut aufschlagen bis es eine schaumige Masse ist. Jetzt erst das Mehl stückweise einsieben und unterheben.
2) Dem Eiweiß den restlichen Zucker und eine Priese Stärkemehl während des aufschlagens beimischen und nicht zu lange aufschlagen. Das Eiweiß sollte fest (zwischendurch Kopfprobe machen- Schüssel umdrehen), aber immernoch „cremig“ sein damit es sich gut mit dem Eigelbteig verbindet.
3)Bevor man das feste Eiweiß zum Eigelb gibt, einmal kurz mit dem Schneebesen sowohl durch das Eigelb, als auch durch das Eiweiß gehen. Beim Eigelb wird so Fett, das sich evtl schon wieder am Boden abgesetzt hat, wieder untergemischt und beim Eiweiß wird die Flockenbildung verhindert, so dass es sich viel leichter unter die Eigelbmasse heben lässt.
4)Von der Mitte zum Rand hin unterheben und ein beständiges Tempo halten, so bleibt die Luft im Teig und alles vermischt sich gleichmäßig
5)
Beim Backen nicht unbedingt die mittlere Schiene des Backofens wählen, sondern eher eine darunter
6)
Nach dem Backen folgende Dinge bereithalten: Frischhaltefolie, Backpapierbogen, feuchtes Tuch in Blechgröße, trockenes Geschirrtuch ————- Den Bisquit nach dem Backen ein paar Sekunden kühlen lassen, dann Frischhaltefolie auf die Oberfläche legen&leicht andrücken,Backpapier drüber und dann wenden. Nun auf das Backpapier der anderen Seite das feuchte Tuch legen und zum Schluss mit einem trockenen Handtuch abdecken.
So bleibt die Feuchtigkeit im Kuchen und er lässt sich später perfekt rollen!
7)
Wärend der Kuchen auskühlt, eine kleine Menge „Sirup“ ansetzen – dafür 1/4 Tasse heißes Wasser mit 1 TL Zucker und bei Belieben Zitronensaft etc. vermengen. Abkühlen lassen.
8)
Den Kuchen entgegen der Rollrichtung leicht in Streifen einschneiden und dann den Sirup daraufpinseln (am Besten mit einem Silikonpinsel) – kurz antrocknen lassen und dann Füllung nach Belieben daraufgeben- keine Angst, die Einschnitte sieht man hinterher nicht mehr!!

Dieser Suica-rollcake (Wassermelonen Bisquit) war mein erster Versuch. Der Teig der Rolle war PERFEKT!! aber leider habe ich bei der anmischung der farbigen Teile ein paar Fehler gemacht und so sah er auf der Oberfläche brüchig aus, obwohl er es garnicht war.. daher habe ich ihn nicht für das Schulfest mitgenommen und stattdessen zu einer CAD-Schulung, die ich am gleichen Tag hatte und wo ich ihn dann an Mitschüler + Dozentin und Mann verfüttert habe. Hat trotzdem super geschmeckt und ich habe ganz viel Lob für den „Besten Kuchen der Welt“ erhalten *blush* Am letzten Schulungstag gestern wurde ich gefragt, ob ich einen solchen Kuchen nicht nochmal machen mag.. er hätte tiefen Eindruch hinterlassen^^
Zur Schulfeier habe ich dann den Kuchen mit den Sternchen gebacken. Kam bei Kindern und Eltern super an und ab jetzt werde ich gezwungen zu jedem Fest so einen Kuchen mitzubringen… *seufz* was habe ich mir da nur wieder angetan?!
Für uns selber gab es natürlich auch noch einen Kuchen….

Und da meine Mini-monster auch bald schon wieder Geburtstag haben, steht die Planung für die nächsten Kuchen auch schon in den Startlöchern!! Ich mag mich langsam an kompliziertere Muster heranwagen und vielleicht auch mal an einen eigenen Entwurf.. ^^
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